Schwer lösbares Dilemma an der Pagenstecherstraße

GRÜNE fordern ganzheitlichen Blick ein

In der Ratssitzung am 8. November wird über die Umgestaltung der Pagenstecherstraße zugunsten von mehr Radverkehrssicherheit entschieden. Der anstehende Beschluss wird von verschiedenen Seiten kritisiert. Für die Osnabrücker GRÜNEN zeigt die laufende Debatte, wie sehr die unterschiedlichen Ziele und Interessen auseinanderliegen. Radsicherheit, Baumschutz, Auto- und LKW-Verkehr sowie die Interessen ansässiger Unternehmen ließen sich vor Ort nicht einfach verknüpfen.

„Ein „Weiter so“ ohne mehr Radsicherheit geht nicht. Für einen breiten Radweg mangelt es jedoch an Platz. Von daher ist der Stadtrat gefragt, gute Alternativen zu finden. Dafür müssen Kompromisse möglich sein. Wichtig ist, dass am Ende das Ergebnis für das Stadtklima und für die Verkehrssicherheit passt“, erklären die Parteivorsitzenden Eva Güse und Maximilian Strautmann.

Gegen die Lösung, zulasten des Auto- und LKW-Verkehrs auf eine Fahrspur zu verzichten, gäbe es nicht nur massiven Widerstand von anliegenden Gewerbetreibenden. Auch im Stadtrat gäbe es dafür keine Mehrheit. Dies sehe man sehr kritisch, müsse es allerdings zur Kenntnis nehmen. Zudem könne niemand wollen, dass durch Einschränkungen an der Pagenstecherstraße der Verkehr auf die parallele Natruper Straße ausweiche. „Hier leben hunderte Menschen, die nicht zusätzlich belastet werden dürfen. Deswegen muss hier entschieden großflächiger gedacht werden. Dazu gehört, die Natruper Straße endlich vom Durchgangsverkehr zu entlasten und Radler*innen hier ein attraktives Angebot zu machen“, fordert Güse.

Für die GRÜNEN habe der Umbau der Natruper Straße deshalb klare Priorität vor einem etwaigen Umbau der Pagenstecherstraße. „Das gilt auch für viele andere Radprojekte in der Stadt, für die es jetzt endlich auch im Stadtrat eine Mehrheit gibt. Wie der Wallring, die Bramscher Straße oder die Mindener Straße“, machen die beiden deutlich.

Sinnvoll sei es zudem, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, mit denen an der Pagenstecherstraße kurzfristig für mehr Radsicherheit gesorgt werden könne. „Insofern wäre es richtig, die Parkstreifen am Straßenrand zu entfernen. An Parkplätzen mangelt es vor Ort nicht. Damit wird das gefährliche Dooring-Risiko gebannt, die Einsehbarkeit an den zahlreichen Grundstückseinfahrten verbessert und die Radler*innen können kurzfristig zumindest ein wenig mehr Abstand zum motorisierten Verkehr links halten“, erläutert Strautmann.

Wenn dann in einigen Jahren ein Umbau an der Pagenstecherstraße immer noch Eingriffe in die vorhandene Baumstruktur notwendig machen sollte, müssten die wegfallenden Bäume vorab vollwertig ersetzt werden. Nicht nur nach ihrer Anzahl, sondern auch nach ihrem Umfang. „Jeder Baum hat eine kleinklimatische Funktion, als Schattenspender, CO2- und Feinstaubbinder. Das Mindeste ist, dass der Ausgleich auch diese Klimaschutzleistung umfassend abdeckt und dies muss vor jeder Maßnahme entlang der Straße gesichert sein. Wir freuen uns über die Bereitschaft aus der Wirtschaft, sich hier bei der ohnehin notwendigen Klimaanpassung aktiv einzubringen“, so Güse.

Grundsätzlich müsse man sich das gesamte Quartier unter Stadtklimagesichtspunkten anschauen. Jenseits der Straße gebe es dort kaum Grün. Jede neue Bepflanzung helfe daher, versiegelte Bereiche zu verschatten und mindere damit die Hitzebelastung der Stadt. Die Pagenstecherstraße könne damit zum Vorbild für andere Gewerbeareale werden. „Insgesamt brauchen wir bei der Umgestaltung unserer Stadt jedoch ein ganzheitliches Vorgehen. Der Blick auf die einzelne Straße, den einzelnen Radweg oder den einzelnen Grünstreifen, also die Verengung des Blicks auf den Einzelstandort, bringt uns jedenfalls stadtklimatisch nicht weiter“, so die beiden abschließend.